Heute bin ich schon früh wachgeworden und war erbost und bin es immer noch. Wie kann denn so schnell aus Österreich China werden? Unter „Corona“ werden unsere digitalen Grundrechte ausgehebelt und zwar in einer Schnelligkeit, dass die gesellschaftliche Diskussion nicht mithalten kann. Rainer Mühlhoff, Philosoph am Excellence Cluster Science of Intelligence der Technischen Universität Berlin, schrieb dazu am 31.03.20 in einem Artikel auf netzpolitik.org: „Die Corona-Krise hat eine gewaltige Diskursverschiebung in Bezug auf die Nutzung digitaler Dienste und Daten bewirkt. (…) Corona provoziert aktuell eine Reihe politischer Tabubrüche, die wahrscheinlich dazu führen, dass das Virus die Gesellschaft dauerhaft transformiert. (…) Wird dieser Weg der Turbo-Digitalisierung als Nebeneffekt von Corona im aktuellen Tempo weiter beschritten, kann die politische Debatte um die Folgen dieser Trends kaum Schritt halten und es würde zu grundlegenden Beschneidungen unserer Freiheitsrechte kommen – mit vor allem langfristigen Folgen.“
Während Mühldoff noch die Auswertung unserer Smartphone-Bewegungsdaten und der digitalen Lernplattformen für Schulen, Universitäten und alle Bildungsstätten spricht, spreche ich von unseren Gesundheitsdaten. Unter dem Titel „Daten können Leben retten“ beschlossen die Sozialversicherungsträger gestern die Gesundheitsdaten an das Gesundheitsministerium freizugeben. Dazu zählen die Daten der Heilmittelabrechungen der Sozialversicherung und der ELGA-Daten (wer sich bisher nicht abgemeldet hat, ist automatisch opt-in). Zu Forschungszwecke heisst es, anonymisiert, zum Schutz unseres Gesundheitssystems vor einem Kollaps. Wer es glaubt, wird selig.
In einer gestrigen Presseaussendung der Sozialversicherungsträger steht: „Unterschiedliche Stakeholder haben unterschiedliche Daten über den Gesundheitszustand in der Bevölkerung – diese zusammenzubringen ist historisch einmalig.“ Ich füge hinzu: Ohne „Corona“ wäre dies nie möglich gewesen wäre.
Für mein Seminar in „Gesundheitsjournalismus“ lehre ich auch immer die die 10 Strategien der (Massen-)Manipulation nach Prof. Noam Chomsky bzw. Sylvain Timsit. Die 10 Thesen vom Timsit könnt ihr Euch HIER herunterladen und nachlesen. Hier könnt Ihr Euch ein ausführliches Handbuch der Manipulation herunterladen. Nachfolgend lediglich die Überschriften:
- Die Strategie der Ablenkung
- Erzeuge Probleme und liefere die Lösung
- Der stufenweise Abbau
- Aufschub von einschneidenden Änderungen
- Sprich zur Masse, wie zu kleinen Kindern
- Konzentriere dich auf Emotionen, verhindere Reflexionen
- Erhalte die gesellschaftliche Unwissenheit aufrecht
- Ermutige die Bevölkerung, das Mittelmäßigkeit ausreicht
- Wandle Widerstand in das Gefühl eines schlechten Gewissens um
- Lerne Menschen besser kennen, als sie sich selbst kennen
Edward Bernays, der Begründer der modernen PR Industrie, schrieb 1928 in seinem Buch: „Propaganda“: „Die bewusste und zielgerichtete Manipulation der Verhaltensweisen und Einstellungen der Massen ist ein wesentlicher Bestandteil demokratischer Gesellschaften. Organisationen, die im Verborgenen arbeiten, lenken die gesellschaftlichen Abläufe. Sie sind die eigentlichen Regierungen in unserem Land. Wir werden von Personen regiert, deren Namen wir noch nie gehört haben. Sie beeinfussen unsere Meinungen, unseren Geschmack, unsere Gedanken. Doch das ist nicht überraschend, dieser Zustand ist nur eine logische Folge der Struktur unserer Demokratie: Wenn viele Menschen möglichst reibungslos in einer Gesellschaft zusammenleben sollen, sind Steuerungsprozesse dieser Art unumgänglich.“
Sollte ich einmal wieder ein Seminar „Gesundheitsjournalismus“ halten, wird Corona ein exzellentes Beispiel abgeben. Willkommen in der Zukunft. George Orwell 1984 und Big Brother lassen am Tag 20 grüssen. So schnell kann aus Österreich China werden. Ich bin weiterhin erbost.
Fotocredit: Bernd Kasper / pixelio.de
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