Neue Normalität – 27.04.20

FlowerLover / pixelio.de
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Langsam erwachen die Aktivitäten in den Straßen wieder. In den Straßenbahnen sehe ich wieder Fahrgäste sitzen, vor Bushaltestellen stehen wieder Wartende und einige Geschäfte haben wieder offen. Fast fühlt es sich heute am Tag 44 wieder normal an. Nur fast. Tief in unserem Inneren wissen wir, dass etwas passiert ist. Etwas, das nicht so schnell weggedacht und normal werden kann. Aber dennoch fühlt es sich vertraut und gut an, die „alte Normalität“ langsam herannahen zu sehen.

Obwohl ich davon überzeugt bin, dass wir auf keinen Fall mehr so weitermachen sollten, wie vor der Corona-Pandemie. Die „alte Normalität“ darf nicht mehr zurückkehren. Denn die Pandemie macht deutlich, welche Schwachstellen unsere aktuellen Systeme haben. Und mit dieser Ansicht bin ich nicht alleine. Es gibt eine Gruppe von 174 Wissenschaftler*innen von acht niederländischen Universitäten, bestehend aus Soziolog*innen und Umweltwissenschaftler*innen, die kürzlich einen 5 Punkte-Plan vorlegte, wie es ab jetzt weitergehen soll, um bisherige Fehler in der Zukunft zu vermeiden. Ihre Kritik gilt den aktuellen Wirtschafts- und Produktionsmechanismen. Ihre Forderungen wurden auf utopia.de vorgestellt. Sie gefallen mir:

Unser aktuelles System fordere eine unendlich wachsende Zirkulation von Gütern und Menschen, so die 174 Wissenschaftler*innen . Das verursache ökologische Probleme und Ungleichheiten. Der Wachstumszwang müsse daher aufhören, so Forderung eins. Wachstum und Investitionen solle es nur noch in bestimmten Bereichen geben, unter anderem den systemrelevanten öffentlichen Sektoren, bei erneuerbaren Energien sowie dem Bildungs- und Gesundheitswesen. In anderen Bereichen seien hingegen Reduktionen nötig, etwa bei fossilen Energien, im Rohstoffabbau oder in der Werbung. 

Es solle weiters ein bedingungslosen Grundeinkommen eingeführt werden, zusammen mit einer reduzierten Arbeitszeiten und geteilten Arbeitsplätzen, so lautet die Forderung zwei. Die Landwirtschaft müsse sich verändern, so die Forderung drei. Sie solle so ausgerichtet werden, dass sie die Artenvielfalt erhalte, hauptsächlich vegane und vegetarische Lebensmittel produziere, lokal arbeite und die involvierten Arbeiter*innen fair bezahle. Zusätzlich sollen wir Menschen weniger konsumieren. Die Wissenschaftler*innen sprechen in dieser Forderung vier von einer „drastischen Verlagerung von Luxus und Verschwendung“ hin zu einem Konsum, der nachhaltig sei und nur das Nötigste umfasse. Und die letzte und fünfte Forderung handelt vom Schuldenerlass.

Ich traue mich gar nicht zu denken, wenn diese fünf Punkte möglich werden würden, in was für einer neuen Normalität wir zu leben beginnen würden.

Fotocredit: FlowerLover  / pixelio.de

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