Konkurrenzdenken – 18.04.20

S. Hofschlaeger / pixelio.de
S. Hofschlaeger / pixelio.de

So traurig und ernst die Situation ist, die Corona-Krise kann auch Humorvolles hervorbringen. Zumindest in der Medienbranche. So mein Gedanke heute am Tag 35. Da geht es nicht mehr darum, wer hat den anderen mit dem Virus infiziert, sondern umgekehrt: Also warum war ich eigentlich nicht der Erste, der exklusiv infiziert wurde und hätte die Geschichte ordentlich vermarkten können? Ich spiele an die „Heute“ verarbeitete Krankengeschichte von Eva und Christoph Dichand an, worüber der HORIZONT vorgestern berichtete.

Die „Heute“-Herausgeberin und der „Krone“‚-Chef wurden nach eigenen Angaben im Schweizer Skiurlaub mit dem Corona-Virus infiziert. Eva Dichand erzählte im Gratisblatt: „Ein Waldspaziergang am 18. März. Als das Handy läutet, gehe ich gerade mit meinen Kindern und dem Hund bergauf. Dran ist mein Arzt mit dem Befundergebnis – positiv auf Covid-19 (…). Die Ärzte empfehlen uns Schonung. Medikamente gibt’s keine. Grippemittel bessern die Symptome. Wir sind also ab sofort in Quarantäne.

Chefredakteur der Tageszeitung “Heute” Christian Nusser ließ es sich nicht nehmen in seinen „Kopfnüssen“ ironisch darauf antwortet: „Wir sind Corona. Andere sind Papst, wir Corona. Ich könnte das jetzt ein bisschen ausschlachten, also ‚exklusiv‘ herschreiben, oder “Heute‘ hat das Virus als Erster‘, oder ‚keiner ist so Corona wie wir‘, die Mitbewerber würden blass werden, also nicht alle, ein paar, okay einer, und der würde wütend fragen: ‚Warum wurden wir nicht als Erste exklusiv infiziert?‘

Eine Konkurrenz-Anspielung von Christian Nusser auf Wolfgang Fellner und Oe24. Wenn es es keine Society- und Lifestyle-Berichterstattung mehr gibt, müssen eben die Chefs herhalten. Denn es gibt derzeit keine bedeutenden Events mit heimischen und internationalen VIPs, keine Heurigen-Treffen, keine Opern- und Kino-Premieren, keine Galas, keine Oscar-Verleihungen, keine Sport-Highlights, keine Adabeis, keine Society-Löwen, keine Schickeria und kein Szenepublikum, dessen Party-Eskapaden durch den Boulevardjournalismus an die breite Öffentlichkeit getragen werden könnte.

Die Gesellschafts-Berichterstattung ist ruhend gestellt. Ruhe. Stille. Es gibt nichts zu berichten. Und ich frage mich: Warum gab es das überhaupt jemals in dieser konkurrierenden Art und Weise? Corona zeigt uns einmal mehr: Wir Menschen sind alle gleich. Ein Virus macht keinen Unterschied, ob VIP oder Nicht-VIP. Ein Konkurrenzdenken angesichts unserer Gesundheit hat keinen Platz.

Fotocredit: S. Hofschlaeger  / pixelio.de

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